23. Nov 2016
Forschungspartnerschaft Karlsruhe Energie stellt erste Ergebnisse vor
Netze, Speicher, Mobilität und Daten: Die Herausforderungen der Energiewende brauchen innovative Lösungsansätze, die die unterschiedlichen gesellschaftlichen Perspektiven zusam-menbringen. In Karlsruhe haben sich dazu vier Partner mit sich ergänzenden Kompetenzen zur „Forschungspartnerschaft Karlsruhe Energie“ zusammengeschlossen: das Karlsruher Institut für Technologie, die Stadtwerke Karlsruhe, die Stadt-werke Karlsruhe Netzservice sowie die DVGW Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des KIT. Nun, nach zwei Jahren gemeinsamer Arbeit, haben sie ihre ersten Ergebnisse auf einem Statuskolloquium vorgestellt.
Die Projekte der „Forschungspartnerschaft Karlsruhe Energie“ (FPS KA Energie) gliedern sich in die vier Hauptthemen Netze, Speicher, Mobilität und Daten. Zu den ersten gemeinsamen Projekten, die nun ihre Ergebnisse präsentieren, gehören: Lastprognosen für das Fernwärmenetz der Stadt Karlsruhe, Lastflexibilität und elektrische Speicherheizungen, Gasnetzsimulation im Kontext der Energiewen-de und Nutzungsmöglichkeiten für LNG in Baden-Württemberg.
Lastprognosen für das Fernwärmenetz
Wieviel Wärme wird morgen gebraucht?
Diese Frage zuverlässig zu beantworten ist wichtig, um die gewünschte
Wärmeauskopplung aus der Raffinerie in Karlsruhe und den Einsatz der
Heizkraftwerke optimal zu planen. Innerhalb der FPS KA wurde eine Prognosesoftware
entwickelt, die im Winter 2015/2016 erfolgreich eingesetzt wurde und den
Bedarf im Schnitt mit einem geringen Restfehler von 7 Prozent vorhersagen
konnte. Diese Prognose basiert auf Temperaturprognosen für den nächsten Tag
und auf typischen Mustern für die verschiedenen Wochen- und Feiertage.
Lastflexibilität und elektrische
Speicherheizungen
Das Angebot an erneuerbaren Energien
variiert. Deshalb sollte die Nachfrage nach Energie flexibel auf das Angebot
reagieren können, etwa durch die dynamische Steuerung von elektrischen Speicherheizungen,
Wärmepumpen, KWK-Anlagen, Wärmespeichern oder des Ladevorgangs von
Elektroautos. In der FPS KA wurden elektrische Speicherheizungen untersucht,
um deren bisher ungenutzte Steuerungsflexibilität zu aktivieren. Basis bilden
Haushaltslastprofile und Zustandsdaten des Verteilnetzes. Darauf aufbauend
wurden mittels Energiesystemmodellen optimierte Steuerungsempfehlungen
ausgearbeitet und deren konkrete technische Herausforderungen identifiziert. Nächster
Schritt soll eine prototypische technische Umsetzung sein.
Simulation Gasnetze
Die bestehende Gasnetzinfrastruktur soll
in Zukunft verstärkt als Speicher-, Transport- und Verteilsystem für Gase aus
erneuerbaren Quellen wie Biogas, Wasserstoff oder synthetischem Erdgas (SNG)
verwendet werden. Bei einem Überangebot an elektrischer Energie etwa aus Wind-
oder Solaranlagen kann über das sogenannte Power-to-Gas-Verfahren Strom in
Wasserstoff oder Methan umgewandelt werden. Umgekehrt kann elektrische Energie
flexibel über gasbasierte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen oder Gaskraftwerke
bereitgestellt werden. Bei Simulationen auf Basis von realen Daten wurden
wichtige Aspekte für den Betrieb von Gasnetzen wie die Einhaltung von
Wasserstoffgrenzwerten oder von eichamtlichen Vorschriften für die Kundenabrechnung
untersucht.
LNG in Baden-Württemberg
Die Energiedichte von verflüssigtem
Erdgas (LNG) ist vergleichbar mit flüssigen Kraftstoffen. Daher kann LNG als
emissionsarmer Kraftstoff in LKWs, in der Schifffahrt oder zur Spitzenlastdeckung
im Stromnetz eingesetzt werden. In der FPS KA werden die Einsatzmöglichkeiten
von LNG in Baden-Württemberg untersucht. Dazu wird auch die Verbesserung der
Versorgungssicherheit durch den Bau eines LNG-Speichers in Baden-Württemberg
geprüft. Karlsruhe würde sich aufgrund seiner verkehrstechnisch wichtigen Lage
als Standort für einen sogenannten LNG-Hub anbieten. Im Projekt werden sowohl
verschiedene Technologien als auch der Aufbau der notwendigen Infrastruktur
für verschiedene Einsatzszenarien evaluiert.
Die Forschungspartnerschaft Karlsruhe Energie (FPS KA Energie) leistet einen Beitrag zur Energiewende. Die vier Kooperationspartner Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Stadtwerke Karlsruhe GmbH (SWK), Stadtwerke Karlsruhe Netzservice GmbH (SWKN) und die DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des KIT (DVGW-EBI; DVGW: Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches) arbeiten bei der Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung zusammen. Ziele sind komplementäre Kompetenzen und Ressourcen zur Entwicklung und Realisierung fortschrittlicher und innovativer Lösungsansätze für zukünftige Energiesysteme zusammenzubringen; technische, ökologische, ökonomische, rechtlich-regulatorische sowie sozial-politische Fragestellungen zu bearbeiten und die praxisnahe Ausbildung der Studierenden am KIT zu fördern. Um die Forschungsthemen Netze, Speicher, Mobilität und Daten systematisch zu bearbeiten, wird auf drei in Karlsruhe bestehenden Forschungsplattformen aufgebaut: dem GasPlus-Lab, dem Energy Lab 2.0 und dem Quartier Zukunft. Gemeinsame Projekte der FPS KA Energie werden insbesondere in folgenden Themenfeldern durchgeführt: Netze zur leitungsgebundenen Energieversorgung und ihre Kopplung, Speichertechnologien, Virtuelle Kraftwerke, Gas-Plus-Technologien, Gas- und Elektro-Mobilität, Innovative Nutzungsformen von erneuerbaren Energien sowie Energetische Aspekte einer nachhaltigen Stadtentwicklung.