03. Nov 2015
„Intelligente Messsysteme“ unterstützen Energiewende Stadtwerke Karlsruhe Netzservice installiert erste Prototypen bei Testkunden / Kooperation mit EnBW bringt Vorteile
Intelligente Messsysteme sind ein zentraler Bestandteil
der Energiewende. Durch sie kann sich der Kunde maximale Transparenz über den
eigenen Energie- und Wasserverbrauch verschaffen und Smart-Home-Lösungen
anbinden. Außerdem können mit Hilfe der Daten, die die Messsysteme erheben,
individuell auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittene Tarifmodelle angeboten
werden. Auch ein gezieltes Last- und Einspeisemanagement durch den
kontinuierlich steigenden Anteil von regenerativen Stromerzeugern wie zum
Beispiel Photovoltaikanlagen ist ein wichtiger Aspekt der neuen Messsysteme. Die Stadtwerke Karlsruhe befassen sich schon seit einigen
Jahren mit intelligenten Zählern. Seit 2014 arbeitet das Unternehmen bei der
Erprobung der neuartigen Messsysteme mit der EnBW zusammen.
„Die Umsetzung der
gesetzlichen Vorgaben stellt alle Netzbetreiber vor große Herausforderungen.
Wir stellen uns dieser Herausforderung mit einem Partner und starten nun eine
große Feldtestphase, in der wir die intelligenten Messsysteme auf Herz und
Nieren prüfen“, betont Dr. Michael Becker, Geschäftsführer der Stadtwerke Karlsruhe
Netzservice. Außerdem erfordern die neuen Messsysteme umfangreiche technische
Vorbereitungen, die Anpassung der Prozesse im gesamten Unternehmen und den
Aufbau von umfangreichem Know-how. „Daher ist es sinnvoll, mit Partnern
zusammenzuarbeiten und Erfahrungen auszutauschen“, unterstreicht Dr. Peter
Gimmel, Leiter des Geschäftsfelds Messdienstleistungen bei der Stadtwerke
Karlsruhe Netzservice Gesellschaft.
200
Haushalte als Testkunden
Nachdem in den letzten Monaten erste Prototypen in
Gebäuden der Stadtwerke Karlsruhe getestet wurden, steht nun eine größere
Feldtestphase bevor. Bis Ende des Jahres wird die Netzservice-Gesellschaft der
Stadtwerke 200 Haushalte mit Messsystemen ausstatten. Die Ausstattung von
insgesamt 1.000 Testkunden ist für die Pilotphase im Jahr 2016 vorgesehen.
Dabei geht die Netzservice-Gesellschaft spartenübergreifend vor und ergänzt die
intelligenten Stromzähler um Gas-, Wasser- und Wärmezähler, soweit dies
technisch umsetzbar ist. „Wir wollen frühzeitig Erfahrungen sammeln. Nur dann
können wir langfristig erfolgreich agieren und unseren Kunden mit der neuen
Technologie einen Mehrwert bieten“, so Becker. Die ersten Geräte werden in
Neureut installiert. Dort wird der Datentransfer in erster Linie über die
eigenen Stromkabel mit Breitband-Powerline abgewickelt. Im nächsten Schritt
folgen Testkunden in südöstlichen Stadtteilen, zum Beispiel in Wolfartsweier
oder Teilen von Durlach. Hier wird die Datenübertragung über eine
Funkverbindung getestet.
Datentransfer
vom Verbraucher zum Energieversorger und umgekehrt
Ein intelligentes Messsystem ist die Gesamtheit aus
intelligentem Zähler, einer zentralen Kommunikationseinheit (Gateway) und einer
sicheren Datenverbindung, die in beide Richtungen funktioniert. Dadurch besteht
nicht nur die Möglichkeit, dem Kunden einen Überblick über seinen Energie- und
Wasserverbrauch zur Verfügung zu stellen, sondern auch steuernd in das
Gesamtsystem einzugreifen. Darüber hinaus schafft der Netzbetreiber somit eine
technische Plattform, die es allen Energieversorgern ermöglicht, ihren Kunden
innovative und individuelle Tarife anzubieten. Zusätzliche Komfortlösungen
durch die Anbindung von Smart Home-Komponenten sind möglich. Damit kann der
Kunde, abhängig vom Stromangebot im Netz, Haushaltsgeräte oder Heizungsanlagen
über mobile Geräte steuern. Der Netzbetreiber hat die Möglichkeit, steuernd in
das System einzugreifen, um zum Beispiel bei einer drohenden Überlastung des
Netzes Erzeugungsanlagen abzuschalten. Durch maximale Erzeugungstransparenz wird
in Zukunft auch der Ausbau der Netze nachhaltig wirtschaftlich möglich sein, um
ein Höchstmaß an Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Straffer Zeitplan für Rollout
Nach aktuellem Stand der Gesetzgebung sollen die Netzbetreiber ab 2017 zunächst Kunden mit einem jährlichen Stromverbrauch ab 10.000 Kilowattstunden und Betreiber von EEG- oder KWK-Anlagen mit mehr als sieben Kilowatt installierter Leistung - das sind zum Beispiel Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerke - mit intelligenten Messsystemen ausstatten. Ab 2020 müssen laut Gesetzgeber auch Kunden mit einem jährlichen Stromverbrauch von mehr als 6.000 Kilowattstunden ein Messsystem bekommen. „Im Moment haben wir nur Prototypen mit rudimentären Funktionen zur Verfügung. Außerdem ist die digitale Kommunikationsanbindung in den Haushalten eine nicht gerade einfach zu lösende und daher spannende Aufgabe“, beschreibt Christian Günther, Projektleiter bei der Netzservice-Gesellschaft, die Herausforderungen. Der Zeitplan ist insgesamt sportlich, da im ersten Schritt Kunden mit komplexen Anforderungen mit den neuen Geräten ausgestattet werden müssen. Umso wichtiger ist es, dass die Stadtwerke Karlsruhe Netzservice Gesellschaft gemeinsam mit der EnBW die intelligenten Messsysteme nun partnerschaftlich testet und damit auf dem Weg zum erfolgreichen Rollout ist.